Der innere Kritiker
»Ich bin gut«, sagt ein dreijähriges Kind, es ist einverstanden mit sich, eins. Unsicherheit und Selbstzweifel bleiben ihm erspart, auch später im Erwachsenenleben. Niemand hat versucht es zu verbessern, nur im Zusammenleben wurden Regeln aufgestellt, in Absprache mit dem Kind. Den meisten Menschen erging es nicht so, ihren Eltern in deren Kindheit auch nicht. Es ist dann später viel Arbeit nötig, um den von innen getragenen Selbstwert wiederzufinden, der alle Situationen des Lebens mit Klarheit begleitet: ich bin gut. Mit dieser Selbstverständlichkeit werden wir geboren bis Erziehungsmethoden greifen, die Scham und Schmerz erzeugen.
Kritiker bewusst machen
Zuallerst: der Kritiker muss bewusst werden. Man kann den Kritiker nicht beschwichtigen oder zufriedenstellen, ganz gleich, welche Glanzleistungen vollbracht werden.
Die meisten von uns leiden an einem geringen Selbstwert. Wir fühlen uns nicht besonders wertvoll, manche dauernd, andere manchmal. Und weil das nicht besonders cool ist bringen einige ganz erstaunliche Leistungen zuwege, überspielen die innere Abwertung und machen sich selbst und den Zuschauern vor, sie müssten sich innerlich ganz großartig fühlen.
Was ist der innere Kritiker?
Der Kritiker ist ein Teil Ihres Verstandes, der Sie abwertet. Er hält sich in Gedanken, Überzeugungen und inneren Bildern verborgen, lebt aber auch in Ihrem Körper und Ihrer Energie. Er ist ein verbaler Teil, ein Meister der Worte, kann aber auch unbewusst und wortlos in Ihrem Bauch leben. Er hat eine Datei voll gelernter Informationen, die Sie für nötig - und richtig - halten, um in der Welt erfolgreich und anerkannt zu sein, um geliebt zu werden. Seine Stimme begleitet Ihr äußeres Leben durch Ratschläge, Warnungen, Vorschläge und Ermahnungen. Es ist die Stimme, die Sie im Inneren dauerhaft kritisiert und verurteilt. Meist sind wir uns nicht einmal bewusst, dass sie spricht. Ihre Urteile und ihr fortlaufender kritischer Kommentar begleitet Sie seit der frühen Kindheit und kommt Ihnen ganz natürlich vor. Der Kritiker entsteht früh im Leben und nimmt die Urteile, Gebote und Verbote unserer Bezugspersonen und die Erwartungen der Gesellschaft auf.
Der innere Kritiker ist ein Persönlichkeitsanteil (das Über-Ich), der universell in allen Kulturen zuhause ist. Der Inhalt seiner Kritik verändert sich jedoch von Kultur zu Kultur. Allen Kritikern gemeinsam ist die zweifelhafte Fähigkeit, Menschen befangen, ungeschickt und unglücklich zu machen.
Je unbewusster der Kritiker sich in einem Menschen ausdrückt, desto wirksamer und überzeugender ist seine Kritik. Wird er langsam bewusst, so kann er ganz allmählich zum Bundesgenossen werden. So sprechen sich viele Menschen in der Du-Form an, wenn sie gute Vorsätze äußern, z.B. “du solltest früher aufstehen!“ Oft passiert es ohne es zu bemerken. Darauf aufmerksam gemacht fällt ihnen ein, dass diese Ermahnung von ihrer Mutter stammt. Ein sehr stark unbewusster Kritiker verführt dazu ihn zu leugnen, aber ihn anderen gegenüber zu verkörpern. Oder ihn auf andere Menschen zu projizieren, von denen man dann verurteilt wird. Sie können Ihren Kritiker nicht beschwichtigen oder zufriedenstellen! Je mehr Sie dem Kritiker zuhören und versuchen, sich selbst in seinem Sinne zu verändern, desto stärker wird er. Seine Spezialität ist das Verurteilen und Kritisieren, das Zeigen von Fehlern und Schwächen.
Woher kommt der innere Kritiker?
Seine ursprüngliche Absicht war es, uns in der Kindheit Scham und Schmerz zu ersparen. Während unserer Erziehung wollten die Eltern uns lehren, wie wir erfolgreich in der Welt leben können: indem wir gut aussehen, uns angemessen verhalten, das Richtige lernen, etc. Sie wollten den richtigen Menschen aus uns machen. Um nicht zu scheitern gehen sie auf Fehlersuche und versuchen, uns zu verändern und zu verbessern. Manche kindlichen Verhaltensweisen machen sie nervös (unterbrechen, laut sein, ärgerlich sein, nicht still sitzen können, neugierige Fragen). Der Kritiker wird aktiv, bevor unsere Eltern oder später jemand anderer es wird und will uns so davor schützen, beschämt oder verletzt zu werden.
Neben den 6 Trancen finden Sie im Booklet Übungen zur bewussten Mitarbeit. Die Fähigkeiten zur Verteidigung gegen den inneren Kritiker erwerben Sie nicht über Nacht und auch nicht nur in den Trancen, in denen Sie ja passiv sind. Verteidigung muss auch aktiv geübt werden. Es ist wichtig damit zu beginnen, selbst wenn es nicht sofort funktioniert, so dass die Macht der Selbstverurteilung verschwindet.
Der Friede, der langsam im Inneren entsteht, der Freund, zu dem Ihr Kritiker wird, die Anerkennung und Wertschätzung, die Sie nebenbei in sich entdecken und Ihr wachsender Selbstrespekt lohnen diesen geringen Einsatz vielfach.
Das beiliegende Arbeitsbuch ist zur intensiv zusätzlichen Begleitung der Trancen für lange Zeit hilfreich. Parallel sollte vor allem das Erkennen von Selbstabwertungen und die Verteidigung dagegen praktiziert werden.
© DeHypno Dr. G. Bayer