Hypnosetherapie
Hypnose ist kein Schlaf und auch kein Dämmerzustand, in dem das Bewusstsein getrübt ist und stellt keinen willenlosen Zustand dar, auch wenn es bestimmte Fernseh-Hypnosen nahelegen und zu demonstrieren scheinen, in denen Menschen vorgeführt werden. Sie erzeugen verständlicherweise Angst vor dem Verlust von Kontrolle über sich. Hypnose funktioniert jedoch nie gegen den Willen eines Menschen. Sie ist ein anderer Zustand als das normale Wachbewusstsein, in dem die Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist. Je nachdem, welche Sinne wir im Wachbewusstsein vermehrt benutzen (bspw verbales Denken und Sprechen) ist der Zustand von anderen Sinnen regiert (dann bspw Fühlen und Empfinden). Stehen in unserem Wachzustand aber Gefühle und Empfindungen im Vordergrund, sehen wir in diesem Zustand vielleicht Bilder. Er ist eher dem Träumen vergleichbar und oft geschieht Zeitlosigkeit und keine Orientierung auf einen bestimmten Ort wie sonst in der Außenwelt.
Eine Trance ist ein Zustand, der auch im Alltag vorkommt, auch wenn wir ihn nicht so nennen (vor einem Feuer tagträumen, eine lange monotone Autobahnfahrt, einem interessanten Redner zuhören). Wir erleben innen und nehmen unsere normalerweise unbeachteten inneren Bilder, Kommentare, Impulse oder Erinnerungen wahr. Das Bewusstsein ist von der Außenwelt abgezogen und von Kommunikation und verstehen wollen entlastet. Es entsteht oft eine Tiefenentspannung, die schon in sich sehr angenehm und erholsam ist.
Hypnose erzeugt einen eingeschränkten Zustand, der auf das innere Erleben fokussiert ist. Einzelne Sinne können ausgeblendet werden genauso wie bspw im Kino, wo wir nur sehen und zuhören, aber kaum je unsere Körperempfindungen spüren. Oder bei einer guten Massage, wo wir die Berührungen zwar genau spüren und genießen, aber kaum je nachdenken wollen. In tiefer Hypnose können die Sinne ganz schwinden und jemand der das zum ersten mal erlebt wähnt sich selbst oft eingeschlafen, weil er vergleichbares nur aus dem Tiefschlaf kennt. Wir sind dann unbewusst, aber wach und reagieren wahrnehmbar auf die Vorschläge des Therapeuten.
Hypnose als Prozess ist weder Machtausübung, noch ein bloßes Überreden. Man unterscheidet hier zwischen der alten, direktiven (befehlenden) Hypnose, die aber eben auch Widerstand im Zuhörer bzw. bloßen Gehorsam erzeugt und gewährender (indirekter) Hypnose. Diese Form der Hypnose erzeugt innere Mitarbeit und führt inneres Erleben. Sie benutzt Vorschläge und nicht befehlende Suggestionen, die den bewussten Verstand oft umgehen und so ungehört und unverstanden sind, vom unbewussten Verstand jedoch wahrgenommen, umgesetzt und realisiert werden können, die sogenannte Einstreutechnik. Diese Art von besonderer Hypnose-Sprache überlastet den Verstand üblicherweise und kann so auf einer anderen Ebene inneres Erleben und innere Bedeutungen des Zuhörers verändern. Der Stil der gewährenden Hypnose ist gekennzeichnet durch eine gewisse Freiwilligkeit und „lange Leine“ zwischen Hypnotiseur und Zuhörer. Es entsteht zwischen beiden statt einem Machtgefälle ein Feedbackkreis, der verlangt, dass der Therapeut kleinste Zeichen seines Zuhörers wahrnimmt und anspricht und über die Fähigkeit verfügt, sich völlig in den Zuhörer hineinzuversetzen.
Jeder Zuhörer, der den Zustand von Hypnose kennen gelernt hat, hat ab diesem Zeitpunkt üblicherweise die Fähigkeit zur Selbsthypnose. Der begriffliche Verstand und seine Kritik tritt zur Seite (für einige Zeit) und es entsteht innere Kreativität. Das Außen, Befürchtungen, Pessimismus werden unwichtig und eine flexible innere Ruhe ersetzt den Strom der Gedanken.
Eine gut geführte Hypnose lässt den Zustand von Trance entstehen und nimmt therapeutischen Einfluss auf das innere Erleben. Die Tiefenhypnose kann den Ausfall von Empfindungen (Schmerzen) bewirken. Hypnose kann bildliches Erleben fördern und kreative seelische Lösungen anstoßen. Sie macht Kontakt mit den unbewussten Fähigkeiten wie Vergessen oder Erinnern oder Verändern und bringt einen sehr plastischen, flexiblen Zustand des Verlernens oder des Lernens - ohne zu üben. Sie kann Selbsthilfe und Selbstheilung verstärken indem Ressourcen(Stärken) der Person befreit werden oder neue Ressourcen aufgebaut werden.
Dieser Zustand bemüht unser anderes, ganzheitliches Erleben, wo wir uns überraschend, mit wenig Aufmerksamkeit und ohne unser aktives Zutun träumend positiv verändern können, anders als bewusster Vorsatz oder bewusste Disziplin es können. Er ist ein nicht begriffliches, passives ganzheitliches, meist ruhiges, aber gefühlvolles oder bilderreiches intensives inneres Erleben.
© Dr. Günter Bayer, DeHypno® Verlag