Missbrauch
Eine Traumastörung ist sexueller Missbrauch in der Kindheit.
Zum Verständnis der psychischen Auswirkungen auf Kinder hat die Senatsverwaltung Berlin einen Artikel zur Verfügung gestellt:
»In dem Bemühen, den sexuellen Missbrauch psychisch zu überleben, identifiziert sich das Kind mit dem Aggressor selbst - oder gerade auch - wenn körperliche Gewalt beteiligt ist: Es übernimmt die vom Missbraucher verleugnete Verantwortung für die sexuellen Handlungen und glaubt, dass es selbst den Missbrauch auf irgendeine Weise herbeigeführt haben muss. Nach dem bisherigen Kenntnisstand sind Mädchen in einem grösseren Ausmass von sexuellem Missbrauch betroffen, aber auch Jungen können Opfer sexuellen Vergehens werden, obgleich es ihnen schwerfällt, sich als solche zu begreifen. Aufgrund ihrer Sozialisation ist es ihnen kaum möglich, sich selbst Scham, Ekel, Schmerz und Ohnmachtsgefühle gegenüber dem Missbraucher einzugestehen. Sie versuchen, ihre Erfahrungen als Nichtigkeit abzutun oder in ein besonderes Privileg umzudeuten. Es kann zu übersteigert aggressivem Verhalten, besonders auch gegenüber Mädchen kommen, sowohl um die erfahrene Hilflosigkeit auszugleichen als auch, um sich als „besonders männlich“ darzustellen.
So sollen auch eventuelle Ängste, durch die sexuellen Handlungen mit einem Mann „schwul“ geworden zu sein, beschwichtigt werden. Verhalten sich missbrauchte Jungen eher passiv, haben sie meist grosse Schuldgefühle und berichten aus diesem Grund noch seltener als die Mädchen über den Missbrauch. Sexuell missbrauchte Jungen nehmen nur selten Hilfe in Anspruch, da sie kaum gelernt haben, ihre Gefühle auszudrücken. Sie schämen sich, weil sie annehmen, es würde von ihnen erwartet, dass sie sich selbst helfen. Für sexuell missbrauchte Mädchen und Jungen gleichermassen gilt, dass sie neben ihren Gefühlen der Scham, Wut, Verzweiflung und Enttäuschung meist auch positive emotionale Beziehungen zu den sie missbrauchenden Erwachsenen haben. Die Kinder wollen, dass der Missbrauch aufhört, aber sie wollen genauso auch Eltern, Väter und Mütter behalten. Häufig ist die Beziehung zum Missbraucher für sie die intensivste emotionale Erfahrung innerhalb der Familie, wenn nicht sogar ihre einzige. Wird nun der sexuelle Missbrauch aufgedeckt und öffentlich gemacht, so zeigen sich deutlich die ambivalenten Gefühle der Kinder: Sie wünschen sich einerseits Schutz und Distanz und möchten andererseits dennoch ihre liebevollen Gefühle für die Familie bewahren und die Beziehungen zu ihr nicht abbrechen. Die jahrelange Erfahrung sexuellen Missbrauchs in der Familie ist prägend für den weiteren Lebensweg. Kinder und Jugendliche, die sexuell missbraucht wurden, unterliegen einer hohen Gefährdung, ihr Schicksal in allen Lebenssituationen zu wiederholen. Frauen, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden und ihre Erfahrungen für sich selbst nicht bearbeiten konnten, sind oft nicht in der Lage, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen, geschweige denn, sie vor Missbrauch zu schützen. Männer, die in ihrer Kindheit selbst missbraucht wurden oder den Missbrauch der Väter miterlebten, können selbst zum Missbraucher werden.«
Der ganze Artikel (PDF) der Senatsverwaltung Berlin, vielen Dank für die freundliche Genehmigung: Missbrauch-Senatsverwaltung-Berlin (PDF)










































